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Underoath + The hurt process + Roses are red live

im Bochumer Riff am 04.02.2005 (von Tobias)

 

Am frühen Abend des 04.02.2004 machten sich 5 erwartungsfrohe Menschen auf den Weg ins Bochumer Riff um sich das Phänomen Underoath auch mal live rein zuziehen. Was konnte man von einer Kapelle live erwarten, die 1999 mit einer hammermäßigen Death-Metal Platte names „Act of depression“ ihr Debüt feierte und anno 2004 über diverse Umwege (viele Line-Up Wechsel, absolut geniale Weiterentwicklung zum Black Metal) mit ihrem letzten Output die Sparte Emocore/Screamo(!) bedienten? Wie würde die Setlist einer solchen Band aussehen? Und lässt sich eine solche Vergangenheit überhaupt noch unter einen Hut kriegen? All diese Fragen konnten Underoath an besagtem, leider viel zu kurzen, Abend beantworten.

Doch bevor es den Jungs aus Tampa, Florida vorbehalten war den Laden niederzureißen, eröffneten erstmal Roses are red, die kurzfristig für die unsäglichen Silverstein eingesprungen waren, den Reigen. Auf Platte klingen die Burschen ziemlich seicht. Live dagegen kamen sie nicht ganz so schüchtern rüber. Festzuhalten bleibt auf jeden Fall, dass ihr Fronter, wenn man ihn lässt durchaus auch ein ganz schönes Organ hat. Leider sind die Songstrukturen für etwaige Ausraster nicht geeignet, so dass man die Anzahl der Ausbrüche auf alle Fälle noch an seinen 10 Fingern abzählen konnte. Darüber hinaus ging mir der Gitarrist mit seinem unglaublich affigen Posing schon ziemlich auf den Geist (scheint einen ziemlichen Geltungsdrang zu haben, der Mensch). Zum Schluss gab’s auf jeden Fall einen braven Applaus für einen braven Auftritt.

Als nächstes sollten dann The hurt process die Bude rocken. Und von den 6 Bengeln aus London hatte ich mir schon einiges versprochen, denn ihr jüngster Output „Drive by monologue“ wusste mich sehr wohl zu begeistern. Und so kam es dann, dass The hurt process nicht ganz unüberraschend den Headliner beinahe an die Wand spielten. Zunächst stellte ich jedoch fest, dass bei dem Sechser der unlängst von Crematory geprägte Grundsatz „Je unfotogener, desto besser“ sich wieder bewahrheitet. Denn es bedarf, gerade im so „modischen“ Genre Emocore, schon einer ordentlichen Portion Mut um mit so einem kleinen und untersetzten Frontmann, der darüber hinaus auch noch wie ein 11-Jähriger aussieht, aufzutreten. Und ein solches Tier wie den Drummer hab ich überhaupt noch nie gesehen.

Die Musik allerdings war absolut überzeugend und kam noch wesentlich aggressiver aus den Boxen als man es von der Konserve her kennt. Neben ihren großen Hits wie „White Butterflies“ und „Opinion“ spielten The hurt process auch drei Songs des im April erscheinenden neuen Albums. Diese Nummern gefielen mir beinahe noch besser, weil heftiger. Und wie uns der Frontmann nach der Show sagte, dürfen wir uns wohl im April auf ein sehr brutales Album einstellen. Gut so, denn was Ausbrüche angeht ist „der kleine Junge“ wirklich eine Klasse für sich. Spielend einfach kommen selbst die ekelhaftesten Geräusche aus seinem Corpus. Alles in allem ein wahrhaft beeindruckendes Set, mit dem klitzekleinen Kritikpunkt, dass der Megahit „This Piece“ viel zu früh gespielt wurde.

Immer noch beeindruckt vom gerade gelaufenen Auftritt eröffneten dann auch schon Underoath ihr Set. Auch hier zunächst ein kleiner Eindruck zum optischen Erscheinungsbild der Mannschaft: Denn irgendwie haben die Jungens schon wieder keinen Bock mehr auf diesen „traditionellen“ Emo-Look (Juchu!). Deswegen trat man auch sehr metal-typisch mit akzeptabel langen Matten und teilweise krassen Bärten auf. Sehr cool, wie ich finde. Musikalisch hatte man sich, wie es nicht anders zu erwarten war, „Young and aspiring“ vom 2004er Album „They are only chasing safety“ als Opener ausgesucht. Auch Underoath gaben sich sichtlich Mühe live noch mal nen Schuß Härte draufzusetzen. Was auch durchaus gelang, zumal der neue Shouter solangsam aber sicher Dallas Taylor (das keifende Metal-Biest) vergessen macht. Vor allem bei „Letting go tonight“ verstand es der neue Mann die Halle mit wilden Ausrastern zum Moshen zu bewegen. Und bei der ersten Singleauskopplung des neuesten Albums „Reinventing your exit“ wurden dann auch erste Crowdsurfer gesichtet, und spätestens beim absoluten Kracher der Kappelle „When the sun sleeps“ lag die gesamte Halle den Amis dann zu Füßen.

Insgesamt aber hatte man sich bei der Titelwahl leider dann doch auf die letzten beiden Scheiben beschränkt, so dass einem so grandiose Songs wie „A love so pure“ vorenthalten blieben, obwohl doch der ein oder andere Zwischenruf danach verlangte (Du hast es versucht, Mü!). Apropos „A love so pure“: Eine feine christliche Ansprache („I ask you to give your heart to christ“) haben sich die frommen Christen dann aber doch nicht nehmen lassen. Man mag davon halten was man will, ich finds irgendwie fett.

Der Sound spielte zum Glück absolut mit, so dass auch die diversen Keyboardeinlagen der Truppe gut rüberkamen. Und dies war auch bitter nötig, denn als Zugabe hatte sich die Masse für „Angel below“ entschieden, so dass auch der Mann am Keyboard mal zu seinem Recht kam, und nicht weiter derart irre rumpogen musste.

Alles in allem haben sich Underoath, trotz der Nichtbeachtung ihrer ersten beiden Alben, an diesem Abend die absolute Höchsnote verdient. Also Jungs: Dringend nochmal in Deutschland einchecken!

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